Die Geschichte des Sängerkranzes
„Mit Gott angefangen“
Mit diesem Satz beginnt die erfolgreiche Geschichte des Sängerkranzes Goldbach.
Am 22. Mai 1884 trafen sich im Gasthaus von Lorenz Stenger 18 Jünglinge und junge Männer, um unseren Chor aus der Taufe zu heben, Deutschland war Kaiserreich, der Reichstag in Berlin wurde gerade errichtet, und das Deutsche Reich war gerade dabei sich ein Kolonialreich in Afrika zu schaffen, indem man Togo und Kamerun erwarb, Bayern, zu dem Goldbach seit dem Wiener Kongress 1815 gehörte, war Königreich unter den Wittelsbachern.
Und dennoch war es für die 18 jungen Männer, die überwiegend aus dem Arbeiter- und Handwerkermilieu kamen, keine einfache Zeit.
Die Wochenarbeitszeit betrug 72 Stunden, die Stundenlöhne schwankten zwischen 20 und 48 Pfennig. Für eine Mark konnte man damals 4 Liter Sommerbier erwerben.
Die Statuten des Männergesangvereins Sängerkranz wurden dem Königlichen Bezirksamte vorgelegt und bestätigt.
Der monatliche Beitrag in die Vereinskasse betrug für aktive Sänger 1 Mark, passive Mitglieder zahlten eine Aufnahmegebühr von 1,20 Mark.
Ein Gesangslehrer aus Aschaffenburg wurde engagiert, der jeden Dienstag und Freitag eine Probe abhielt, wofür er jeweils 1.80 Mark vom Kassier ausbezahlt bekam.
Für den Lohn dieser beider Proben konnte er sich also nahezu 15 Liter Bier pro Woche kaufen oder 45 Pfund Brot.
Die Vereinskasse schrumpfte so schnell, dass man sich entschloss, schon drei Monate nach der Vereinsgründung den Beitrag auf 1,20 Mark anzuheben.
Die ersten Liederbücher wurden bestellt, einen Vereinsstempel ließ man aus Berlin kommen, der Goldbacher Schreiner Heim erhielt den Auftrag ein Notenpult anzufertigen.
Schon im ersten Vereinsjahr entschied man sich ein Production (Aufführung) abzuhalten, bereits 1885 wurde eine eigene Vereinsfahne angeschafft, die 400 Mark kostete und die den Geldbeutel der Mitglieder durch eine Sonderzahlung in höchstem Maße beanspruchte.
Dennoch verfügte der neu gegründete Chor über eine enorme Anziehungskraft, denn zum 25jährigen Vereinsjubiläum, das leider bei schlechtem Wetter im Saale des Vereinslokals gefeiert werden musste, war die Mitgliederzahl bereits auf über 70 Männer angewachsen.
Welchen Tribut die körperlich harte Arbeit damals forderte, lässt sich aus der Tatsache ablesen, dass von den 18 jungen Männern, die den Verein 1884 gegründet hatten, zum 25jährigen Jubiläum nur noch 7 am Leben waren.
Auch die beiden Weltkriege, die vom Sängerkranz ihren Blutzoll forderten, da jeweils mehr als ein Drittel der Mitglieder ihr Leben lassen mussten, konnte die Aufwärtsentwicklung des Chores nicht bremsen.
Zum 100jährigen Jubiläum konnte der Sängerkranz die Rekordzahl von 110 aktiven Sängern aufweisen.
In diese Zeit fiel auch die Gründung des Popchores 1989, der eigentlich als junger Chor Nachwuchs an den Männerchor heranführen sollte, sich aber inzwischen zu einer eigenen Formation entwickelt hat, die als gemischter Chor unser Vereinsleben bereichert und auf die wir stolz sind. Mit dem Popchor feiert auch dessen Chorleiter Martin Dahlheimer sein 20jähriges Jubiläum und der Chorleiter unserer beiden Männerchöre, Herr Joachim Schüler, kann im Jahr 2010 ebenfalls stolz auf die gleiche Anzahl an Dienstjahren zurückblicken. Das beweist auch, dass in unseren Chorformationen eine solide Kontinuität vorhanden ist und wir nicht, wie manche Spitzensportvereine, ständig unsere Übungsleiter austauschen.
Die gesellschaftliche Entwicklung ließ die erwähnte stolze Zahl von 110 stetig schrumpfen, da es vor allem schwierig ist, in der heutigen Zeit junge Männer zu finden, die sich dem Chorgesang verschreiben.
Aber auch hier hatte der Sängerkranz Glück oder ein glückliches Händchen. Da es einigen Sängern gelungen ist, ihre Söhne zum Eintritt in die kleine Chorformation zu bewegen, die damals noch Projektchor hieß, hat sich in den letzten sechs Jahren ein junge Truppe von aktiven und passiven Jungsängern aufgebaut, die uns nicht nur sängerisch, sondern auch tatkräftig unterstützt, sodass uns um die Zukunft des Sängerkranzes nicht bange sein muss. Mit über 60 Männern zählt unser Chor nach wie vor zu den stärksten Chorformationen des MSB in diesem Bereich.